Heinrich Petzet

 

Manch holdes Wesen sah ich mich umschweben

Im künstlichen, im schöngeflochtnen Reigen,

Vor dessen Schönheit sich der Blick muß neigen,

Soll nicht der Liebe Gluth das Herz beleben.

 

Doch als ich dich sah, half kein Widerstreben,

Denn, wollte Venus auch dem Meer entsteigen,

Sie könnte selbst nicht lieblicher sich zeigen

Als du, vor der ich freudig mußt’ erbeben.

 

Still in Bewund’ rung stand ich da versunken

Und fühlte mich von sel’ger Wonne trunken,

Daß je mein Auge durfte dich erschauen!

 

Wenn je ein Stern am Himmel schön gefunkelt,

Nicht so hat er die andern all’ verdunkelt,

Wie deiner Schönheit Glanz die andern Frauen.

 

 

 

 

 

 

Heinrich Petzet

 

Rasch flieht der Lenz und seine Blüthen sterben,

Wie süß ihr Duft auch war, wie hold ihr Prangen;

Schnell ist die bunte Herrlichkeit vergangen,

Wenn auch der Herbst ausbreitet rings Verderben.

 

Doch ob die Blumen mögen sich entfärben,

Ein Sträußchen von der Liebe Hand empfangen,

Wird treu bewahrt und oft mit sel’gem Bangen

Beschaut von dem, der sich es konnt erwerben.

 

So werden, wenn ich kaum sie noch gesungen,

Verweht sein meine Lieder und verklungen,

Wie all’ die andern jungen Frühlingsblüthen:

 

Die Liebe aber wird sie treu behüten

Und wie ein Sträußchen freundlich sie bewahren

Als Angedenken noch in späten Jahren.

 

 

 

 

 

 

Heinrich Petzet

 

Noch hab’ nichts Großes, Würd’ges ich vollendet,

Noch hab’ ich kein erhab’nes Lied gesungen,

Noch hab’ ich keinen Preis des Ruhms errungen,

Und meine Jugendzeit ist fast beendet!

 

Wie manche Stunde hab’ ich doch verschwendet,

Nicht achtend, daß noch nichts mir sei gelungen!

Wie sorglos bin ich durch die Welt gesprungen,

Vom kecken Jugendmuthe oft verblendet!

 

D’rum raff’ dich auf an diesem ernsten Tage,

Wirf allen Leichtsinn von dir, wirf ihn gern hin!

Sei ganz ein Mann! Greif’ in das Herz und wage!

 

Nach jenem goldnen Ziele strebe fern hin!

Scheu’ keinen Kampf und Schweiß, scheu’ keine Plage,

Dann trägt dein Muth dich zu dem goldnen Stern hin!

 

 

 

 

 

 

 

 

Heinrich Petzet

 

So manches Mädchen wär’ mir hold geblieben

Und hätte ew’ge Treue mir geschworen,

Sobald ich sie zum Liebchen mir erkoren

Und ihr gesagt: Ich will dich innig lieben!

 

Doch immer fühlt’ ich weiter mich getrieben,

Die, rief’s in mir, ward nicht für dich geboren!

D’rum waren alle Lockungen verloren

Und unentflammt ist stets mein Herz geblieben.

 

Als aber dich, o Mädchen, ich gefunden,

Da schlug mein Herz mit mächtig lautem Pochen

Und alle Zweifel waren rasch entschwunden.

 

Noch hast du nicht ein einzig Wort gesprochen,

Und hat kein Band uns liebevoll umwunden,

Wann wird von dir das Schweigen einst gebrochen?