Manch holdes Wesen sah ich
mich umschweben
Im künstlichen, im
schöngeflochtnen Reigen,
Vor dessen Schönheit sich der
Blick muß neigen,
Soll nicht der Liebe Gluth das
Herz beleben.
Doch als ich dich sah, half
kein Widerstreben,
Denn, wollte Venus auch dem
Meer entsteigen,
Sie könnte selbst nicht
lieblicher sich zeigen
Als du, vor der ich freudig
mußt’ erbeben.
Still in Bewund’ rung stand
ich da versunken
Und fühlte mich von sel’ger
Wonne trunken,
Daß je mein Auge durfte dich
erschauen!
Wenn je ein Stern am Himmel
schön gefunkelt,
Nicht so hat er die andern all’
verdunkelt,
Wie deiner Schönheit Glanz die
andern Frauen.
Rasch flieht der Lenz und
seine Blüthen sterben,
Wie süß ihr Duft auch war, wie
hold ihr Prangen;
Schnell ist die bunte
Herrlichkeit vergangen,
Wenn auch der Herbst
ausbreitet rings Verderben.
Doch ob die Blumen mögen sich
entfärben,
Ein Sträußchen von der Liebe
Hand empfangen,
Wird treu bewahrt und oft mit
sel’gem Bangen
Beschaut von dem, der sich es
konnt erwerben.
So werden, wenn ich kaum sie
noch gesungen,
Verweht sein meine Lieder und
verklungen,
Wie all’ die andern jungen
Frühlingsblüthen:
Die Liebe aber wird sie treu
behüten
Und wie ein Sträußchen
freundlich sie bewahren
Als Angedenken noch in späten
Jahren.
Noch hab’ nichts Großes, Würd’ges
ich vollendet,
Noch hab’ ich kein erhab’nes
Lied gesungen,
Noch hab’ ich keinen Preis des
Ruhms errungen,
Und meine Jugendzeit ist fast
beendet!
Wie manche Stunde hab’ ich
doch verschwendet,
Nicht achtend, daß noch nichts
mir sei gelungen!
Wie sorglos bin ich durch die
Welt gesprungen,
Vom kecken Jugendmuthe oft
verblendet!
D’rum raff’ dich auf an diesem
ernsten Tage,
Wirf allen Leichtsinn von dir,
wirf ihn gern hin!
Sei ganz ein Mann! Greif’ in
das Herz und wage!
Nach jenem goldnen Ziele
strebe fern hin!
Scheu’ keinen Kampf und
Schweiß, scheu’ keine Plage,
Dann trägt dein Muth dich zu
dem goldnen Stern hin!
So manches Mädchen wär’ mir
hold geblieben
Und hätte ew’ge Treue mir
geschworen,
Sobald ich sie zum Liebchen
mir erkoren
Und ihr gesagt: Ich will dich
innig lieben!
Doch immer fühlt’ ich weiter
mich getrieben,
Die, rief’s in mir, ward nicht
für dich geboren!
D’rum waren alle Lockungen
verloren
Und unentflammt ist stets mein
Herz geblieben.
Als aber dich, o Mädchen, ich
gefunden,
Da schlug mein Herz mit
mächtig lautem Pochen
Und alle Zweifel waren rasch
entschwunden.
Noch hast du nicht ein einzig
Wort gesprochen,
Und hat kein Band uns
liebevoll umwunden,
Wann wird von dir das
Schweigen einst gebrochen?